Übung im Strafrecht für Fortgeschrittene

In einem Schnellimbiss hört der in Geldnöten befindliche Andreas (A) zufällig ein Gespräch am Nachbartisch mit. Ein Mann (M) erzählt dort seinem Ge- sprächspartner, dass er für Firma "Galerie Reishaber" (R), bei der er als Fahrer angestellt sei, jetzt gleich zu dem reichen Sammler Talgruen (T), der in einer Nachbarstadt wohne, fahren müsse, um dort ein sehr wertvolles Gemälde abzu- holen, das neu gerahmt werden solle. Als A die Gastwirtschaft verlässt, sieht er den auffällig beschrifteten Lastwagen der Galerie R. Er bemerkt, dass der Wa- gen unverschlossen ist und der Fahrer versehentlich auch den Zündschlüssel hat stecken lassen. Kurzentschlossen setzt A sich in den Wagen, in dem auf dem Beifahrersitz schon eine Quittung für den Empfang des Bildes - allerdings noch ohne Unterschrift - vorbereitet liegt. Da sich aus ihr die Adresse des T ergibt, beschließt A, sich diesen Umstand und auch das Formular selbst zunutze zu ma- chen. Er fährt bei T vor und klingelt an der Haustür. T selbst ist nicht zu Hause, son- dern nur der Kunststudent Stefan (S), der für T gerade dessen Gemäldesamm- lung katalogisiert. A sagt, er komme von der Galerie R und solle hier ein Bild abholen. S weiß zwar nichts von der geplanten Neuberahmung, schöpft aber keinen Verdacht, zumal er durch das Fenster den Lieferwagen sieht. Er nimmt an, dass T mit seinem Handeln einverstanden sein wird. Daher übergibt er dem A das auf der Quittung genau bezeichnete Bild im Wert von EUR 75.000. A bestätigt den Empfang auf dem vorbereiteten Quittungsbogen der Firma R, indem er mit einem unleserlichen Kritzel unterschreibt. Dann fährt er mit dem Bild nach Hause, um es die nächsten Tage, wie er es von Anfang an vorhatte, gewinnbringend zu veräußern. Er bringt das Gemälde in einer Dachkammer unter. Den Lieferwagen stellt A, wie er es von Anfang an vorhatte, nach der Rückfahrt in einem anderen Stadtteil in einer Seitenstraße ab. Bei der Fahrt dorthin findet er auf dem Beifahrersitz einen Joint (Haschischzigarette), den sich der M zuvor gedreht hatte. A steckt die Haschzigarette in seine Jackentasche. Anschließend verschließt er den Wa- gen und wirft den Schlüssel durch das aufgestellte Dachfenster ins Innere des Wagens. Der Wagen wird alsbald entdeckt und der Galerie zurückgebracht. Bei seinem Spaziergang nach Hause raucht A den Joint.