Gesetzter Vortrag aus der Univ. HNO-Klinik Hamburg: Das Potential von Tumorschnittkulturen in der Präzisionsonkologie von Kopf-Hals- Tumoren (KHT)

Präklinische Forschung korreliert selten mit Ergebnissen klinischer Forschung. Ein Grund ist die Unfähigkeit von Zelllinien/Tiermodellen, das komplexe Tumorverhalten beim Menschen vorherzusagen. Dies unterstreicht die Notwendigkeit innovativer Tumormodelle. Tumorschnittkulturen basieren auf der Kultivierung frischer von Patienten stammenden Proben und enthalten Tumorzellen in ihrem originalen Tumormikromillieu. Es wurden tumorindividuelle Radiosensitivitäts-Assays an über 50 KHT durchgeführt mit Ergebnissen zur folgenden Themen: – Strahlenbiologie von HPV-positivem Oropharynxkarzinom (OPSCC): HPV-positive OPSCC (n=14) zeigen einen ATM-abhängigen Defekt in der DNA-Schadensreparatur (4,9 vs. 1,2 DNA-Doppelstrangbruche/Kern nach 3 Gy; p<0,0001). Die Proben, die von Patienten stammten, die 10 oder mehr „pack years“ geraucht hatten (n = 7), zeigten eine geringere intrinsische Strahlenempfindlichkeit als solche ohne/mit geringer Raucherexposition (p = 0,0105). – Analyse potenzieller „Radiosensitizer“: Die radiosensibilisierende Wirkung durch duale Inhibition von PARP und des Intra-S/G2-Checkpoint durch Wee1-Hemmung wurde bei verschiedenen KHT untersucht. Diese Kombination zeigte sich insbesondere bei HPV-negativem, lokal fortgeschrittenem HNSCC (UICC: Stadium 4) hochwirksam. – Analyse der Strahlenempfindlichkeit seltener Tumoren: Die intrinsische Strahlenempfindlichkeit sinonasaler Plattenepithelkarzinoms ist vergleichbar mit anderen KHT der Hamburger Kohorte (n=6). Die Kultivierung von Tumorgewebeschnitten ist ein effektives Instrument zur Untersuchung individueller Strahlenempfindlichkeit bei Patienten mit KHT. Das Tumormodell könnte zukünftig z.B. im Rahmen klinischer Studien therapeutische Responder von Non-Respondern unterscheiden und Behandlungen personalisieren